Die akademische Beschäftigung mit Afrika wurde wesentlich durch die koloniale Expansion des späten 19. Jahrhunderts angestoßen. Die Afrika-Forschung entwickelte sich in Leipzig zunächst im Rahmen der Einzeldisziplinen der Sprachwissenschaft, der Ethnologie und der Geographie.

Unter dem Einfluss des Sprachwissenschaftlers Hans Stumme erfuhr zunächst die Orientalistik eine Erweiterung um die Forschung zu afrikanischen Sprachen. Stumme sah sein Ziel vor allem in der Klassifikation afrikanischer Sprachen. Im Interesse der Leipziger Mission, die Missionar*innen in die Kolonie „Deutsch-Ostafrika“ (heute Tansania, Ruanda und Burundi) entsandte, gab er jedoch auch immer wieder Lehrveranstaltungen in Kiswahili.

1930 wurde mit der Berufung des Afrikanisten August Klingenheben, erstmals ein Institut für Afrikanische Sprachen eingerichtet, das vorerst nur sechs Jahre existierte. Problematisch war neben der Verknüpfung des Studiums mit kolonialen und missionarischen Interessen auch die verallgemeinernde und vorurteilsbeladene Darstellung des afrikanischen Kontinents. Die Klassifikation von Sprachen, förderte die rassistische Einteilung und Abwertung von Menschen durch die europäische Wissensproduktion.

Parallel zur Sprachwissenschaft etablierte sich unter der Leitung des späteren Direktors des Leipziger Museums für Völkerkunde, Karl Weule, der seit 1901 die Professur für Anthropologie, Ethnographie und Prähistorie besetzte, eine stark biologistische, ethnologische Afrika-Forschung. In dieser wurden kulturelle Unterschiede in den pseudowissenschaftlichen Untersuchungen durch vermeintlich biologische Faktoren erklärt.

Schließlich fand der afrikanische Kontinent auch im Rahmen der 1915 geschaffenen Professur für Kolonialgeographie und Kolonialpolitik verstärkt Beachtung. Die Professur wurde an den Geographen, Verleger und Kolonialpolitiker Hans Meyer übertragen. Die koloniale Ausrichtung war damit klar. Vier Jahre später, Deutschland hatte „seine“ Kolonien schon verloren, ging aus der Professur das gleichnamige Seminar hervor. Auch nach dem formalen Ende des deutschen Kolonialismus waren die kolonialen Ambitionen präsent: mindestens bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges hielten die Kolonialvereine, viele Wissenschaftler*innen und Politiker*innen sowie Teile der Bevölkerung an der „Rückgewinnung“ von Kolonien fest.

Während des Nationalsozialismus stellte es sich als Schwierigkeit heraus, für die Afrikanistik eine nationalsozialistische Nachfolge zu finden. Das Amt blieb vorerst unbesetzt und der Unterricht wurde von wechselnden Vertretungen fortgeführt. Die Kolonialgeographie richtete sich in dieser Zeit neu aus: Leitend waren expansionistischen Ideologie, die sich vor allem auf Osteuropa konzentrierte. Trotzdem wurde auch die Rückgewinnung der Kolonien auf dem afrikanischen Kontinent weiterhin geplant. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Forschung eingestellt und die Wissenschaftler, alle Mitglieder der NSDAP, wurden entlassen.

In der DDR rückte Afrika durch die Unabhängigkeitsbewegungen ab Ende der 1950er Jahre in den Fokus des politischen und wirtschaftlichen Interesses. An der Karl-Marx-Universität Leipzig entstand am Institut für Kultur- und Universalgeschichte der Schwerpunkt „Vergleichende Kolonialgeschichte”. Parallel dazu wurde 1958 am Institut für Orientalistik die Abteilung Afrikanistik gegründet. 1960 wurde sie in ein eigenes Afrika-Institut umgewandelt und in der Folge in drei Abteilungen – Geschichte, Ökonomie sowie Afrikanische Sprachen und Literaturen – gegliedert. Die Universität strebte an, ein multidisziplinär und marxistisch-leninistisch ausgerichtetes Zentrum der Afrika-Forschung in der DDR zu werden.

Heute ist das Institut für Afrikastudien hauptsächlich sozialwissenschaftlich ausgerichtet, obwohl die Afrikanistik – die Erforschung von Sprachen und Literaturen – ein integraler Bestandteil bleibt. Im Jahr 2017 wurde das Institut für Afrikanistik daher in Institut für Afrikastudien umbenannt. Das hauptsächlich weiße Team am Institut versteht Afrikastudien „als Regionalwissenschaft mit historischer Verantwortung“ und möchte die Studierenden zu einer kritischen Reflexion über die Rolle Afrikas in einer globalisierten Welt anregen. So werden neben regionalen Schwerpunkten auch Veranstaltungen zu postkolonialer Theorie, Dekolonialität und Rassismusforschung angeboten. Studierende, aktivistische Gruppen und Wissenschaftler*innen fordern eine rassismuskritische Lehre sowie die Thematisierung kolonialer und neo-kolonialer Strukturen in der Wissensproduktion der Afrikastudien.

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