im Museum
Neben der engen Zusammenarbeit mit ausgewählten Berliner Bezirksmuseen bei der Produktion von jährlichen Sonderausstellungen im Rahmen von Dekoloniale [Re]präsentationen bieten wir weiteren interessierten Museen Beratung zum Thema Kolonialität und Dekolonisierung an. Unser Angebot umfasste ursprünglich Ortstermine, bedarfsabhängige Beratung und kuratorische Kommentare zu bestehenden oder geplanten Sonder- und Dauerausstellungen. Angesichts des großen Interesses von Museen in 2020 haben wir diesen Projektteil jedoch ausgebaut.
Zum einen betrifft das unsere Beteiligung am Modellprojekt „Kolonialgeschichte im Deutschen Technikmuseum – ein neuer Umgang mit dem brandenburgisch-preußischen Versklavungshandel“, in dessen Zentrum der performative Abbau einer unangemessenen Kunstinstallation zur Verschleppung westafrikanischer Menschen in die Amerikas stand. Diese Installation war von den zivilgesellschaftlichen Trägervereinen der Dekoloniale bereits vor Jahren scharf kritisiert worden.
Dabei arbeiteten wir mit den Künstler:innen Monilola Olayemi Ilupeju und Philip Kojo Metz zusammen. In ihren Performances „Wayward Dust“ bzw. „SEK (SORRYFORNOTHING EINSATZ KOMMANDO)“ zelebrierten sie den Abbau der problematischen Installation und die damit verbundene Schaffung eines Freiraums für die überfälligen gesellschaftlichen Debatten über den Kolonialismus und seine Kontinuitäten. Die Performances wurden am Internationalen Tag zur Erinnerung an die Abschaffung des Versklavungshandels und an seine Opfer (23. August 2020) per Großbildleinwand auf dem alljährlichen Umbenennungsfest für die Berliner M-Straße auf dem Hausvogteiplatz live gezeigt.
Weitergeführt wurde diese Zusammenarbeit im Rahmen von vier Workshops für Museumsmitarbeiter:innen mit den eingeladenen Expert:innen Paulette Reed-Anderson, Mahret Ifeoma Kupka und Susanne Wernsing, die von Miriam Camara moderiert wurden. Dabei ging es um die Geschichte der Versklavung in Preußen, um die Beziehung von Technologie und Kolonialismus sowie um die Suche nach Wegen in einen nachhaltigen Prozess der Dekolonisierung nicht nur des Dauerausstellungsbreiches Schiffahrt, sondern des gesamten Technikmuseums.
Runde Museumstische zu Kolonialität und Dekolonisierung
Gemeinsam mit dem Arbeitskreis der Berliner Regionalmuseen (ABR) haben wir einen Runden Tisch der Berliner Bezirkmuseen ins Leben gerufen. Er kommt alle drei bis vier Monate zusammen, um sich über die kritische Aufarbeitung der bezirklichen Kolonialgeschichte, über ihre Vermittlung und über die Vernetzung entsprechender Aktivitäten der teilnehmenden Häuser auszutauschen.
Schließlich hat sich inzwischen auch ein vierteljährlich stattfindender Runder Tisch zu den Themen Kolonialität und Dekolonisierung für die größeren Museen des Landes Berlin etabliert, an dem auch interessierte Museen anderer Bundesländer teilnehmen. Beteiligt sind hier bislang neben unserem Kooperationspartner:innen vom Deutschen Technikmuseum auch das Museum für Naturkunde, das Brücke-Museum, das Botanische Museum, das Museum für Kommunikation und die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Aus dem weiteren Bundesgebiet sind bisher das Museum Folkwang in Essen, das Focke Museum in Bremen, das Deutsche Hafenmuseum in Hamburg sowie das Museum für Angewandte Kunst in Frankfurt mit dabei.
Kooperationsprojekt „Museumsmanagement und -kommunikation“ mit der HTW Berlin
Eine Gruppe von Masterstudierenden im Fach „Museumsmanagement und -kommunikation“ von der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin entwickelt zurzeit in Kooperation mit Dekoloniale und dem Museum Treptow neue Inhalte für die Ausstellung „zurückGESCHAUT“ sowie eigene (Online-) Angebote.
Die 2017 eröffnete Dauerausstellung im Museum Treptow setzt sich kritisch mit der „Ersten Deutschen Kolonialausstellung“, die 1896 im Berliner Treptower Park stattfand, auseinander. Die Studierenden beschäftigen sich mit den Themen „Koloniale Kontinuitäten im Stadtraum“ sowie „Kleidung und Wiederstand“. Außerdem produzieren sie mehrere kurze Making-of-Videos zu der überarbeiteten Ausstellung „zurückGESCHAUT“, die am 15. Oktober 2021 im Museum Treptow neu eröffnet wird.
Das Kooperationsprojekt erstreckt sich über zwei Semester. Die Studierenden werden ihre Ergebnisse im Februar 2022 im Rahmen der „EinBlicke“ an der HTW Berlin vorstellen.
Werkstattreihe »Dekolonisierung von Museen« 2023
Im April 2023 riefen wir die vierteilige Werkstattreihe »Dekolonisierung von Museen« ins Leben. Gemeinsam mit dem Mitte Museum, dem Botanischen Garten / Botanischen Museum und dem Brücke-Museum, die sich im Vorfeld für die Werkstattreihe beworben hatten, sowie zwölf Museumsmacher*innen aus unterschiedlichen Berliner Häusern gingen wir der übergeordneten Frage nach, wie eine dekoloniale Museumspraxis realisiert werden kann. Im Zeitraum April bis Juli 2023 fand je ein Workshop in den drei Museen sowie ein Abschlussworkshop statt. Darin beschäftigten sich die Teilnehmenden mit Fragestellungen, die im Fokus der Arbeit des jeweiligen Museums stand. So wurden im Mitte Museum, am Beispiel kolonial-rassistischer Objekte des Hauses, Strategien der musealen Einordnung, Präsentation und Vermittlung diskutiert. Im Fokus des Workshops im Botanischen Garten / Museum stand die Frage nach der Sichtbarmachung kolonialer Kontexte und der Adressierung von Dekolonisierungsprozessen in laufenden (und eigentlich nicht veränderbaren) Dauerausstellungen. Schließlich befassten sich die Teilnehmenden im Brücke-Museum mit der Frage, wie der Prozess der Dekolonisierung in einer Institution gelingen kann, das von tradierten Routinen und befristeten Projekten bestimmt ist. Im Abschlussworkshop wurden die zentralen Ergebnisse der gesamten Werkstattreihe zusammengetragen und diskutiert.
Das Projekt ist eine Zusammenarbeit zwischen dem Teilbereich Entwicklung[en] des Pilotprojekts Dekoloniale Erinnerungskultur in der Stadt und der Kompetenzstelle Dekolonisierung der Stiftung Stadtmuseum Berlin sowie dem Berliner Museumsverband e.V.