Regina Bruce / Savi de Tové kam im Jahr 1900 als Tochter togolesischer Kolonialmigrant*innen in Wuppertal auf die Welt. Als Kleinkind reiste sie mit ihrer Familie und deren Schaustellunternehmen durch ganz Europa. Ihre Kindheit und Jugend verbrachte sie bei Pflegeeltern in Norddeutschland. In Hamburg machte sie schließlich eine Ausbildung zur Erzieherin und arbeitete in einem Kinderheim. Hier war sie Teil der Schwarzen Community, die sich gegen anti-Schwarzen Rassismus in der Weimarer Republik wehrte. Mitte der 1920er Jahre verließ sie Deutschland gemeinsam mit ihren zwei Schwestern und zog nach Togo, wo sie nach einem langen Leben im Jahr 1991 verstarb.
Ihre bemerkenswerte Biografie ist Teil der deutsch-togolesischen Kolonial- und Migrationsgeschichte. Regina Bruce / Savi de Tovés Leben erzählt auch von den Handlungsmöglichkeiten und -grenzen einer Schwarzen Frau im 20. Jahrhundert.
Bei ihrer Geburt bekam Regina Bruce / Savi de Tové mehrere, mir nicht bekannte Ewe-Vornamen. Da sie in den Tonaufnahmen über sich selbst als Regina spricht, nutze ich hier diesen Vornamen.
Über 120 Jahre nach der Geburt von Regina Bruce / Savi de Tové versuche ich, ihre Biografie nachzuvollziehen. Was sie selbst gefühlt und gedacht hat, ließ sich in den Quellen oftmals nicht finden. Erst kurz vor Fertigstellung ihrer Lebensgeschichte stieß ich auf Tonaufnahmen, auf denen sie mit 75 Jahren von ihrem Leben bis ungefähr 1930 erzählt. So entstand ein neues Bild, ich konnte Zitate von ihr selbst einfügen und ihre Perspektive in den Vordergrund stellen.
Dennoch ist es wichtig aufzuzeigen, aus welcher Perspektive ich Regina Bruce /Savi de Tovés Biografie verfasse: Als weiße deutsche Frau bin ich selbst von der kolonialen Geschichte geprägt. Auch wenn ich eine rassismuskritische, feministische Perspektive einnehme, speist sich ein Großteil meines Wissens aus eurozentrischen Archiven. Mit einem anderem Wissens- und Erfahrungshintergrund ließe sich Regina Bruces / Savi de Tovés Geschichte sicherlich anders erzählen.