Völkermord an den OvaHerero und Nama - Orte des Widerstands und des Gedenkens – Deutschland | Namibia | USA
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Kavemuii + Manal Murangi, Jephta Uaravaera Nguherimo, Anke Schwarzer, 2024
Von 1884 bis 1915 war das Deutsche Reich Kolonialmacht im heutigen Namibia. Von Beginn an kämpften verschiedene Bevölkerungsgruppen an unterschiedlichen Orten gegen die Kolonisierung und Ausdehnung der Herrschaftsbereiche, während andere versuchten, sich mit der Kolonialmacht zu arrangieren. Im Januar 1904 verteidigten sich Verbände der OvaHerero und OvaMbanderu und wehrten sich gegen den Raub von Land und Vieh sowie die zunehmend rassistische Verwaltung und Justiz. Sie überfielen mehrere Siedler*innenfarmen, töteten dabei rund 140 deutsche Männer, gewährten den Frauen und Kindern aber freies Geleit. Außerdem griffen sie die koloniale Infrastruktur an und zerstörten Eisenbahnanlagen und Telegrafenmasten.
Der Gouverneur und Oberbefehlshaber Lothar von Trotha befahl die Vernichtung der OvaHerero im Oktober 1904 und im April 1905 die der Nama, die sich Ende 1904 ebenfalls dem Widerstand angeschlossen hatten. Genaue Zahlen gibt es nicht, aber konservative Schätzungen gehen davon aus, dass im Völkermord bis zu 80 Prozent der OvaHerero und etwa die Hälfte der Nama ermordet wurden. Ihr Land wurde von der Kolonialverwaltung enteignet und dann an deutsche Siedler*innen verkauft. Während dieser Zeit verübten die deutschen Kolonialtruppen auch Massaker und Gräueltaten an Tausenden von San und Damara.
Hamburg war und ist eng verflochten mit diesem Völkermord: Hamburger Firmen und Banken investierten in den kolonialen Raubbau und profitierten von der Kolonisierung. Bis heute ehrt die Stadt Kolonialverbrecher. Gleichzeitig gibt es Menschen, die sich für die Aufarbeitung, für eine Entschuldigung und Reparation einsetzen und für eine würdige Erinnerungskultur kämpfen. Der Beitrag versammelt einige dieser wichtigen Orte, Initiativen und Ereignisse in Namibia, Hamburg und den USA.
References:
Katjivena, Uazuvara Ewald: Mama Penee: Transcending the Genocide, 2020.
Kößler, Reinhart: Namibia and Germany. Negotiating the Past, 2015.
Nguherimo, Jephta U.: unBuried-unMarked: The unTold Namibian Story of the Genocide of 1904-1908: Pieces and Pains of the Struggle for Justice, 2019.
Schwarzer, Anke: [De]colonial memory practices in Germany’s public urban space. In: Capdepón, Ulrike / Dornhof, Sarah (Eds.): Contested Memory in Urban Space. Materiality, Traces and Monuments in Global Contexts, 2022.
Todzi, Kim Sebastian: Unternehmen Weltaneignung. Der Woermann-Konzern und der deutsche Kolonialismus, 1837-1916, 2023.
Zimmerer, Jürgen / Zeller, Joachim (Eds.): Genocide in German South-West Africa: The Colonial War of 1904–1908 and Its Aftermath, 2008
Links:
OvaHerero/Mbanderu and Nama Genocides Institute – ONGI
OvaHerero People’s Memorial and Reconstruction Foundation (OPMRF)
Dieser Beitrag wurde im Rahmen des Projekts „Digitale Kartographierung der Hamburger Kolonialgeschichte“ verfasst. Das Projekt ist eine Kooperation zwischen der Stiftung Historische Museen Hamburg, dem Arbeitskreis HAMBURG POSTKOLONIAL und dem Berliner Verbundprojekt „Dekoloniale Erinnerungskultur in der Stadt“. Es wird gefördert von der Behörde für Kultur und Medien Hamburg und der Kulturstiftung des Bundes.
Stationen
Gedenkort? Fehlanzeige!
Dekoloniale Intervention in St. Michaelis
Offener Brief an die Stadt Hamburg
Human Remains im Museum
Entschuldigung im Kaisersaal
Inajovandus Geburtsort
Das „1904–1908 Genocide Survivors Project“
Kahimemuas Begräbnisstätte
Neue Straßennamen ehren Opfer und Widerstandskämpfer
Sima Luipert über Widerstand und Würde, über Kleidung und den Kampf um Anerkennung