Koloniale Industrie in Harburg – Deutschland
Thementouren
Anna Prochotta, 2024
Der Hamburger Bezirk Harburg war bis ins 20. Jahrhundert hinein eine eigenständige Stadt mit einem Hafen an der Elbe. Hier entstanden seit Mitte des 19. Jahrhunderts neue Unternehmen, die Rohstoffe aus kolonisierten Gebieten verarbeiteten. Insbesondere die Gummi- und die Ölindustrie machten die vergleichsweise kleine Stadt zu einem wichtigen Industriestandort im Kaiserreich.
Im Gegensatz zu den architektonischen Spuren im heutigen Stadtbild sind die Hinterlassenschaften in den Herkunftsländern der kolonialen Rohstoffe im Harburger Stadtraum unsichtbar. In den ehemaligen deutschen Kolonien, aber auch in Nigeria oder der Amazonasregion hat die Ausbeutung der an der Elbe verarbeiteten Rohstoffe vielfach die Lebensgrundlagen der Gesellschaften vor Ort zerstört. Land wurde enteignet um Plantagen anzulegen, auf denen die Menschen zur Arbeit gezwungen wurden. Den nahezu überall und immer wieder aufkeimenden Widerstand aus der lokalen Bevölkerung schlugen die Kolonialakteure häufig gewaltsam nieder.
Auch diese Ereignisse gehören zur Geschichte der Industriedenkmäler, auch wenn in Harburg nicht an sie erinnert wird. Die Stationen dieses Beitrags beleuchten wichtige Orte und Firmen in Harburg und ihre Verknüpfung mit dem Kolonialismus.
References:
Altstaedt, K. Heinrich: Der Hafen Harburg. Schifffahrt, Handel und Hafenleute an der Süderelbe, 2011.
Möhle, Heiko (Hrsg.): Branntwein, Bibeln und Bananen. Der deutsche Kolonialismus in Afrika. Eine Spurensuche, 2017 (5. Aufl.).
Uhlmann, Gordon: Palmöl, Kopra, Kautschuk: Koloniale Spuren in Harburg, 2008.
Zimmerer, Jürgen / Todzi, Kim Sebastian (Hrsg.): Hamburg: Tor zur kolonialen Welt. Erinnerungsorte der (post-)kolonialen Globalisierung, 2021.
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Dieser Beitrag wurde im Rahmen des Projekts „Digitale
Kartographierung der Hamburger Kolonialgeschichte“ verfasst. Das
Projekt ist eine Kooperation zwischen der Stiftung Historische
Museen Hamburg, dem Arbeitskreis HAMBURG POSTKOLONIAL und dem
Berliner Verbundprojekt „Dekoloniale Erinnerungskultur in der
Stadt“. Es wird gefördert von der Behörde für Kultur und Medien
Hamburg und der Kulturstiftung des Bundes.
Koordination und Redaktion: Anke Schwarzer, 2024
Stationen
Vom Gummischuh zum Gummireifen
Von Schnüren und Säcken
Blaufärberei mit Indigo
Öl-Zulieferer für Margarinefabriken
Harburgs erste Ölmühle
Kautschuk für das Kaiserreich