Koloniale Botanik in Hamburg – Deutschland | Brasilien | Tansania
Thementouren
Daniel K. Manwire, 2024
Das Wissen über Pflanzen spielte von Anbeginn der europäischen Kolonialexpansion eine sehr große Rolle. Nicht nur glänzendes Gold trieb die Kolonisierung an, sondern auch der Wunsch nach einem direkten Zugriff auf bereits in Europa bekannte Pflanzen wie Pfeffer, Zimt, Muskatnuss und andere Gewürze. Mit dem sogenannten „Kolumbus-Effekt“ ab 1492 begann eine ökologische und landwirtschaftliche Veränderung großen Ausmaßes auf beiden Seiten des Atlantiks, später auch weltweit: Der Austausch und die Wechselwirkung von jeweils unbekannter Flora veränderten viele gesellschaftliche Bereiche enorm. Kartoffel, Mais, Tomate, Tabak und Erdnüsse etwa waren jenseits der Amerikas unbekannt. Umgekehrt gab es dort weder Kaffeesträucher noch Zuckerrohr, Zwiebeln oder Bananenstauden wie in Europa, Afrika und Asien.
Färberei, Nahrung, Genuss, Arznei, Bau und Textilien: Pflanzen waren wertvolle Rohstoffe. Manche, etwa das Brasilholz (Ibirapitanga in der indigenen Tupi–Guarani Sprachfamilie) der atlantischen Küstenwälder Brasiliens, wurden zwischen dem 16. und dem Ende des 18. Jahrhunderts direkt abgeholzt. Andere Pflanzen wie Indigo, Baumwolle, Tabak und Zuckerrohr mussten versklavte Menschen aus Afrika in Plantagen in den Amerikas anbauen, pflegen, ernten und verarbeiten, bevor sie in die Hafenstädte Hamburg und Altona verschifft wurden.
Dort ging die genaue Erforschung und Identifizierung von Pflanzen aus kolonialen Gebieten Hand in Hand mit kommerziellen Interessen an profitablen Pflanzen sowie ihrer Anbaubedingungen. Dabei spielten auch der Zugriff und die Aneignung auf das mit diesen Ressourcen verbundene indigene Wissen eine wesentliche Rolle. Dieser Beitrag wirft Schlaglichter auf einige Orte, die sich um die Entstehung der Botanik in Hamburg in Verbindung mit dem Kolonialismus drehen.
Contact:
hallo@bildungsbuero-hamburg.de
Weblinks:
www.bildunsgbuero-hamburg.de
Special Thanks:
Dr. Hans-Helmut Poppendieck, Dr. Petra Schwarz und Gabriele Kranz
References:
Grunert, Heino (Hrsg.): Von der Festung bis Planten un Blomen. Die Hamburger Wallanlagen, 2020.
Horbas, Claudia, Museum für Hamburgische Geschichte (Hrsg.): Gartenlust und Blumenliebe: Hamburgs Gartenkultur vom Barock bis ins 20. Jahrhundert: Hamburgs Gartenkultur vom Barock bis ins 20. Jahrhundert, 2006.
Kimmerer, Robin Wall: Geflochtenes Süßgras. Die Weisheit der Pflanzen, 2021.
Kranz, Gabriele: Hamburg's Botanical Museum and German colonialism: nature in the hands of science, commerce and political power. S. 71. In: Ramutsindela, M. / Miescher, G. / Boehi, M. (Ed.): The Politics of Nature and Science in Southern Africa , Basler Afrika Bibliographien, 2016, S. 59–86.
Poppendieck, Hans-Helmut / Bertram, Horst / Brandt, Ingo / Engelschall, Barbara / v. Prondzinski, Jörg: Der Hamburger Pflanzenatlas von a bis z, 2010.
Voigt, Albert: Die Botanischen Institute der Freien und Hansestadt Hamburg, 1897.
-
Dieser Beitrag wurde im Rahmen des Projekts „Digitale Kartographierung der Hamburger Kolonialgeschichte“ verfasst. Das Projekt ist eine Kooperation zwischen der Stiftung Historische Museen Hamburg, dem Arbeitskreis HAMBURG POSTKOLONIAL und dem Berliner Verbundprojekt „Dekoloniale Erinnerungskultur in der Stadt“. Es wird gefördert von der Behörde für Kultur und Medien Hamburg und der Kulturstiftung des Bundes.
Koordination und Redaktion: Anke Schwarzer, 2024
Stationen
Gärten der Rathsapotheker, Senatoren und Bürgermeister
Kauf- und Handelsgärtnerei am Dammthore
Botanischer Garten an der Außenalster 1810-1813
Botanischer Garten ab 1821
Kamellien und Kakteen im Glaspalast
Botanisches Museum
Botanik für die Kaufleute
Fasern, Früchte und Färbeholz
Amani in den Usambara-Bergen