Deutsche „Musterkolonie“ in China – Spuren in Hamburg – China | Deutschland
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Ying Guo, 2024
Die Stadt Hamburg eröffnete 1829 ein Konsulat in Kanton, ein weiteres im Jahre 1852, zusammen mit Bremen und Lübeck, in Shanghai. Mit den beiden Opiumkriegen (1839-1842 sowie 1856-1860) zwischen China einerseits und Großbritannien, Frankreich und anderen europäischen Staaten andererseits, verschafften sich die Kolonialmächte Zugang zu mehreren chinesischen Häfen. Sie erzwangen zudem einen freien Import der Opium-Droge, Gebietsabtretungen und zahlreiche weitere Einschränkungen der chinesischen Souveränität. Insgesamt nahm damit der westliche Einfluss in China zu. Dazu zählte auch die christliche Missionierung. 1898 zwang das Deutsche Reich die Qing-Regierung, einen Pachtvertrag für Qingdao („Tsingtau“) in der Provinz Shandong zu unterzeichnen.
Tsingtau wurde aus einem Fischerdorf eine für damalige Verhältnisse sehr moderne Stadt. Diskriminierung und Unterdrückung gehörten allerdings zur Tagesordnung. Um die Jahrhundertwende begann eine antiimperiale Gegenwehr. Die Yìhétuán Yùndòng („Bewegung der Verbände für Gerechtigkeit und Harmonie“ (義和團運動)) gingen in der Provinz Shandong gegen den kolonialen Einfluss christlicher Missionare und Vertreter*innen westlicher Staaten vor. Diese Bewegung bezeichneten die Kolonialmächte als „Boxeraufstand“, den ein Militärkorps mit Soldaten aus acht Ländern unter dem deutschen Oberkommando von Alfred von Waldersee 1900 brutal niederschlug.
Im Ersten Weltkrieg verlor das Deutsche Reich dann „seine“ Kolonie in China. Als „Tor zur Welt“ war auch Hamburg an dieser Geschichte beteiligt. Die folgenden Stationen beleuchten einige Orte, die mit dem deutschen Kolonialismus in China in Verbindung stehen.
References:
Amenda, Lars / Nan, Haifen: Chinesische Communitys in Hamburg. Von der (post-)kolonialen Vergangenheit zur pandemiegeprägten Gegenwart, 2023.
Amenda, Lars: „Chinesenaktion“. Zur Rassenpolitik und Verfolgung im nationalsozialistischen Hamburg, in: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte, 91. 2005, S. 103-132.
Bendikowski, Tillmann: Bildergeschichten: Die Demütigung des "Sühneprinzen", Die Deutsche Welle (DW) 2014.
Kuß, Susanne / Martin, Bernd (Hrsg.): Das Deutsche Reich und der Boxeraufstand, 2002.
Leutner, Mechthild / Mühlhahn, Klaus (Hrsg.): Kolonialkrieg in China. Die Niederschlagung der Boxerbewegung 1900-1901, 2007.
Spurny, Till: Die Plünderung von Kulturgütern in Peking 1900/1901, 2008.
Stadtarchiv Qingdao (Hrsg.): 德国侵占胶州湾研究 Research on Germany´s Invasion of Jiaozhou Bay, 2017.
Waldersee-Dossier des „Arbeitskreises Hamburg Postkolonial“, 2012. (abgerufen am 18.11.2024)
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Dieser Beitrag wurde im Rahmen des Projekts „Digitale Kartographierung der Hamburger Kolonialgeschichte“ verfasst. Das Projekt ist eine Kooperation zwischen der Stiftung Historische Museen Hamburg, dem Arbeitskreis HAMBURG POSTKOLONIAL und dem Berliner Verbundprojekt „Dekoloniale Erinnerungskultur in der Stadt“. Es wird gefördert von der Behörde für Kultur und Medien Hamburg und der Kulturstiftung des Bundes.
Koordination und Redaktion: Anke Schwarzer, 2024
Stationen
„Boxeraufstand“ und „Hunnenrede“ von Kaiser Wilhelm II.
Alfred Graf von Waldersee
Geehrte Kolonialsoldaten
Geplünderte Kulturgüter
Die chinesische „Sühnegesandtschaft" in Potsdam
Kolonialwaren aus China
Chinesische Stimmen und Proteste
Das „Chinesenviertel“ in Hamburg
Der letzte Hafen